Cannabis-Paradies Uruguay - Staat verkauft Marihuana mit Gütesiegel
Das kleine Uruguay in Südamerika baut als erstes Land der Welt ganz offiziell riesige Mengen Marihuana an. Der Staat kontrolliert, vertreibt und verkauft die Droge unter anderem über registrierte Apotheken. Die Welt guckt zu, höchstinteressiert.
Bruno Bukoviner wirft einen kartoffelgroßen Teigkloß auf den Küchentresen. Er war mehrfach in der Mikrowelle, riecht nach Butterfett und Marihuana, ist aber offenbar immer noch gefroren. Also wieder hinein mit ihm in die Wärme.Auf einem Teller glänzt ein purpurfarbenes Rübenbrot, das Bruno Bukoviner gerade aus dem Ofen geholt hat. Er hat es für eine Vegetarierin gebacken, eine von vier Kunden, denen er mittags ein persönliches Menü zubereitet.
Der Traum von einem Cannabis-Restaurant
Über Facebook bietet Bruno Bukoviner seine Dienste als Leibkoch an. Und auf seiner persönlichen Internetseite präsentiert er sich als Green Chef, als Cannabis-Koch."Mich hat immer fasziniert, wie man durch Essen high werden kann, wie Marihuana seine psychoaktive Wirkung entfaltet, ohne dass man es rauchen muss, was ja für sich genommen gesundheitsschädlich ist. Außerdem war es, als ich anfing zu backen, noch nicht üblich, auf der Straße einen Joint zu rauchen. Aber einen Keks, den kannst du überall essen."
Bruno ist groß und schlank. Der blonde Bart schimmert rötlich. Er hat mit 19 angefangen zu kiffen und dann sofort mit Marihuana-Backrezepten experimentiert. Heute ist er 29 und träumt davon, irgendwann ein Cannabis-Restaurant in Montevideo zu eröffnen. Noch wäre das verboten – auch wenn Uruguay mit der Legalisierung von Marihuana so weit gegangen ist wie kein anderes Land.
Seit 2014 dürfen die Uruguayer die Droge konsumieren, anbauen und inzwischen sogar in der Apotheke kaufen. Das heißt aber nicht, dass alles möglich ist. Die Regeln sind relativ strikt. Bruno, der schon so lange kifft, findet die neue Freiheit rundum positiv. Er konsumiert heute verantwortungsvoller als früher.
"Wenn ich morgens koche, muss ich aufpassen, denn ich habe mehrere Sachen auf dem Herd und muss die Zeiten im Auge behalten. Ich mache mehrere Dinge gleichzeitig, ich packe auch ein und liefere aus. Und wenn ich rauche, bin ich nicht richtig dabei: die Dinge entgleiten mir."
Seit 2014 ist Marihuana legal
Der Teig ist aufgetaut, Bruno Bukoviner rollt ihn mit einem Nudelholz aus. Er hat in Uruguay Koch gelernt und seine Kenntnisse in Barcelona bei international renommierten Köchen veredelt. Vor sieben Jahren ist er in seine Heimat zurückgekehrt. Die Geschäftsidee, sich als Cannabis-Koch selbständig zu machen, ist bereits in Brunos Kopf geboren, als das uruguayische Parlament 2014 unter dem Präsidenten Pepe Mujica die Legalisierung von Marihuana beschließt und damit weltweit Aufsehen erregt."Ich backe mit den Blättern, die von der Pflanze abgeschnitten werden, man sagt auch Maniküre dazu. Sie enthalten auch THC, aber weniger als die Blüte."
Der grünliche Teig liegt ausgerollt auf dem Küchentisch, Bruno Bukoviner holt die Formen zum Ausstechen aus dem Schrank.
"Ich weiß, wie viel Cannabisbutter in diesem Teig ist, und dass die psychoaktive Wirkung für fünfzehn Personen reicht. Und ich mache pro Person einen Keks. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass so ein Keks immer wirkt."
http://www.deutschlandfunkkultur.de/cannabis-paradies-uruguay-staat-verkauft-marihuana-mit.1076.de.html?dram:article_id=401888
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