High Cuisine
Wer Sascha Basler besucht, um über sein neues Buch "Bong Appetit - Kochen mit Cannabis" zu sprechen, der macht sich natürlich schon vorher seine Gedanken. Wird er einem etwas aus dem Buch kochen? Und wenn ja: Wie wird man es vertragen, wenn man das Kraut nicht so gewohnt ist? Darf man überhaupt? Oder landet man dann bald im Gefängnis von Fuhlsbüttel?
Sascha Basler kocht einem erst mal sehr entspannt eine Art Slowfood-Cappuccino, der köstlich nach Karamell schmeckt. Danach fragt er höflich, ob es einen störe, wenn er rauche, und qualmt den Gast fröhlich ein. Hinter ihm stehen Kochbücher und ein Buddha im Regal, an der Wand hängt ein Geweih.
Der Gastgeber wohnt mit seiner Frau und seinem Hund Iggy Pop in einem Haus auf dem Land im Norden von Hamburg hinter Hecken, was aber nicht an irgendwelchen Versteckspielen liegt. Sascha Basler ist ein ausgesprochen offener und lustiger Typ um die fünfzig, der Eiertanz um Marihuana passt zu seinem Humor. Früher war er Musikmanager bei einer Firma, die zu den Entdeckern von Rammstein zählt. Später widmete er sich seiner zweiten Leidenschaft, führte die Hamburger Gourmetwurstbude Curry Queen und schrieb darüber ebenfalls ein Buch. Dann brachte er Musik und Kochen zusammen und kocht seitdem als Caterer für Musiker.
Gerade geht er mit Sarah Brightman auf Tour, Kisten stehen vor der Tür, das hat mit diesem zweiten Buch nichts zu tun. Aber nun ist eben sein Band über gehobene Hausmannskost mit Cannabis erschienen, erhältlich vornehmlich online, weil sich die meisten Buchhändler offenbar nicht trauen, diese 238 Seiten in ihre Regale zu stellen. Auch hat Sascha Basler seine Gerichte wie Kartoffel-Gnocchi mit Salbei-Cannabis-Butter oder Cannabis Poulet mit vierzig Knoblauchzehen auf Mallorca gekocht, probiert und schön fotografieren lassen. Spanien ist bei Marihuana nicht so restriktiv wie Deutschland.
Hierzulande hat das Thema etwas Geheimes und Verbotenes, dem tragen die Warnungen im Vorwort und Abspann des Buches Rechnung. Man rufe keinen Leser zu einer Straftat auf, heißt es dort unter anderem. Man solle bei der Dosierung vorsichtig sein. "Tastet euch langsam heran." Die Antwort auf die Frage, ob er einem gleich ein Cannabis-Menü auftischen wird, nimmt der Autor im Gespräch vorweg: "Nö, ist ja illegal." Hätte man sich ja denken können. Kochen wird er einem nichts - erst recht nicht mit Cannabis, von dem er selbstverständlich auch nichts zu Hause hat. Esser müssten ohnehin Zeit einplanen. Die orale Wirkung setzt dem Vernehmen nach verzögert ein und steigert auch die Lust aufs Dessert, das Auto lässt man besser stehen. Aber das ist an diesem Mittag wie gesagt nur Theorie. Gerade ein öffentlicher Cannabis-Koch passt logischerweise auf, dass er die Gesetze einhält. "Drogenkoch" und "Kiffer-Kulinarik", raunten Boulevardblätter, Basler lacht herzlich. Die juristischen Feinheiten machen seine Küche umso pikanter.
http://www.sueddeutsche.de/leben/marihuana-in-der-kueche-high-cuisine-1.3790088
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