Viel Rauch um Nichts
Dass Toni Polster zu FC-Zeiten gerne mal ein Kölsch trank, ist bekannt. Jetzt wirbt der Trainer von Viktoria Wien mit seinem Club für Cannabis - obwohl er das Zeug »noch nie« probiert hat.
Ein wenig skurril mutet dieses Bild schon an. Das steht Toni Polster, Österreichs Fußball-Ikone, und hält ein Trikot der Wiener Viktoria in die Kamera. So weit, so normal. Polster ist schließlich der Chefcoach des Viertligisten. Doch auf dem Shirt hat sich ein neuer Sponsor eingenistet: »Flowery Field« steht auf dem Logo, das etwas hippiehaft daherkommt. Und das ist wohl kein Zufall: Neben Polster posiert der Geschäftsführer des Unternehmens und hält einen kleinen Blumentopf in die Kamera. Die Blätter der darin befindlichen Pflanze haben sieben längliche Finger, deren Ränder auffallend gezackt sind – und spätestens jetzt ahnt der geneigte Betrachter, worum es hier geht: Hanf. Oder: Cannabis. Jene Pflanze, aus der sich wegen ihres THC-Gehalts die Drogen Haschisch und Marihuana gewinnen lassen. Aber auch Hanf-Seile.
Natürlich ist »Flowery Field« ein nicht ganz unumstrittener Sponsor. Das Unternehmen aus der Nähe von Wien baut Hanf bzw. Cannabis im großen Stil an und verkauft Setzlinge im Einzelhandel. Liebhaber können sie dann zu Hause sorgsam großziehen. Dazu muss man wissen: Der private Anbau und die Aufzucht der Pflanzen sind in Österreich legal, so lange die weiblichen Stauden nicht zu blühen beginnen. Denn erst dann produziert Cannabis den Wirkstoff THC, der bei Konsum eine durchaus benebelnde Wirkung entfaltet. Theoretisch kann jeder die Pflanze ausreißen und entsorgen, sobald es erste Anzeichen für eine THC-Anreicherung gibt. Oder – er kann sich den Stoff, aus dem die Träume sind, im eigenen Blumentopf heranzüchten.
Polster hat das Zeug »noch nie« probiert
Der Aufschrei, den ein solches Sponsoring im Jahr 2017 auslöst, ist dennoch eher gedämpft. Selbst die konservative Zeitung »Die Presse« berichtete auf ihrer Internetseite lakonisch: »Hanfproduzent wird neuer Sponsor von Wiener Stadtligist«. Unmut regte sich dennoch. Viele Eltern, deren Kinder in den 16 Nachwuchsmannschaften der Wiener Viktoria spielen, liefen anfangs Sturm gegen die neue Partnerschaft. Doch der Klub schwimmt, wie so viele Amateurvereine, nicht gerade im Geld. Dementsprechend kann man sich die Sponsoren nicht immer aussuchen. Und Viktoria-Obmann Roman Zeisel versprach, man werde umgehend beginnen, »die Trainer und Mitarbeiter in das Thema einzuarbeiten und zu sensibilisieren«.
Toni Polster versucht dabei zu moderieren. Cannabis sei ein tolles Produkt, es finde sich beispielsweise in Medikamenten und Kosmetika, sagt der österreichische Länderspiel-Rekordtorschütze (44 Treffer in 95 Einsätzen). Polster bemüht sich, dabei möglichst staatsmännisch dreinzuschauen. Das Thema eignet sich nicht für flapsige Sprüche. Er selbst habe das Zeug »noch nie« probiert, betont er, und wolle auch dabei bleiben. Als Kämpfer für die Legalisierung von Drogen sieht Toni Polster sich schon gar nicht: »Ich bin Fußballtrainer und kein politischer Aktivist. Aber aus meinem Umgang mit den Kids weiß ich: Ein Verbot ist kein Schutz vor Missbrauch.« Natürlich sei ein Cannabis-Produzent ein ungewöhnlicher Sponsor, versteht der 53-Jährige die anfängliche Irritation. »Aber solange er sich an die Gesetze und Auflagen hält, habe ich kein Problem damit.«
https://www.11freunde.de/artikel/warum-toni-polsters-club-jetzt-fuer-cannabis-wirbt
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