Cannabis auf Rezept ist begehrt
Deutlich mehr Patienten als erwartet wollen sich Cannabis als Medikament verschreiben lassen. Weil medizinisches Cannbis importiert werden muss, führt das teilweise zu Lieferproblemen in Apotheken.
Seit zehn Monaten ist die illegale Droge Cannabis als Medikament auf Rezept erhältlich: Bundesweit sind bei den Krankenkassen bereits mehr als 13.000 Anträge auf Kostenübernahme eingegangen, auch in Bremen und Niedersachsen wollen sich immer mehr Patienten Cannabis verschreiben lassen. „Es sind deutlich mehr Anträge, als wir erwartet haben“, bestätigt der Sprecher der Bremer Handelskrankenkasse (HKK), Holm Ay, dem WESER-KURIER auf Nachfrage.
Seit März vergangenen Jahres sind danach bei der Kasse 142 Anträge eingegangen, von denen 80 genehmigt und 60 abgelehnt wurden, zwei Anträge sind noch in Bearbeitung. Gründe für Ablehnungen seien vor allem, dass keine schwerwiegende Erkrankung vorlag, dass andere Therapien noch nicht ausgeschöpft oder die Unterlagen nicht vollständig waren. Cannabis auf Rezept bekommen etwa Patienten mit schweren chronischen Schmerzen. Je nach Dosis und in welcher Form Cannabis genutzt wird, variieren die Kosten: „Der Preis von Cannabisblüten liegt abhängig von der Dosierung zwischen 600 und 2500 Euro pro Monat“, so HKK-Sprecher Ay.
Cannabis-Anbaugebiete ab 2019 wohl auch in Deutschland
Bevor Cannabis als Medikament zugelassen wurde, hatten nur etwa 1100 Patienten in Deutschland eine Ausnahmegenehmigung von dem zuständigen Bundesamt für den Konsum. „Der Gesetzentwurf hatte bundesweit mit nur rund 700 Patienten gerechnet, die Cannabis als Medikament benötigen“, sagt Carsten Sievers, Sprecher der AOK Niedersachsen. „Allein bei uns sind aber in den ersten zehn Monaten schon 850 Anträge eingereicht worden, 299 davon wurden genehmigt, 342 abgelehnt, 146 waren unvollständig, und 63 Anträge sind noch in Bearbeitung.“
Ab 2019 soll auch in Deutschland Cannabis angebaut werden, allerdings sei es fraglich, ob dieser Zeitplan eingehalten werde, sagt die Sprecherin der Techniker Krankenkasse in Bremen, Inga Heinrich. „Erst Mitte vergangenen Jahres hat es eine Ausschreibung für die neue Cannabisagentur des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte gegeben. Deshalb wird es voraussichtlich aufgrund der bundesweit gestiegenen Nachfrage auch weiterhin immer wieder Lieferprobleme bei Händlern und Importeuren geben.“ Eine konkrete Auswertung für Bremen kann die TK noch nicht vorlegen, „wir gehen aber von 25 Anträgen in unserem Bundesland aus“, sagt der Leiter der Kasse in Bremen, Sören Schmidt-Bodenstein. Bundesweit habe die TK 64 Prozent der Anträge genehmigt.
Bei der AOK Bremen/Bremerhaven sind 31 Anträge auf Kostenübernahmen eingegangen, 14 wurden nach Angaben ihres Sprechers, Jörn Hons, bewilligt. 13 Anträge wurden abgelehnt, über vier weitere sei noch nicht entschieden. Ablehnungen hätten nichts mit der gestiegenen Nachfrage zu tun, beteuern die Krankenkassen. „Wir gehen nicht leichtfertig mit Cannabis auf Rezept um. Die individuelle Anwendung und der Nutzen für den einzelnen Patienten muss aus unserer Sicht weiterhin sorgfältig geprüft werden.“
Bremen als Vorreiter
Jenseits der Debatte um Cannabis auf Rezept wollen Grüne und SPD in Bremen die schrittweise Liberalisierung im Umgang mit der illegalen Droge im kleinsten Bundesland vorantreiben. Ein gemeinsamer Antrag mit Thüringen für die legale Abgabe von Cannabis im Rahmen von Modellprojekten war im Sommer im Bundesrat gescheitert. „Jetzt wollen wir das ausschöpfen, was auf Landesebene möglich ist“, sagt der Sprecher der Grünen-Fraktion, Matthias Makosch. Ziel sei es, die dadurch frei werdenden Mittel in die Prävention, insbesondere für Jugendliche, zu investieren und den Cannabis-Konsum zu entkriminalisieren.https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-cannabis-auf-rezept-ist-begehrt-_arid,1689582.html
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