Hanf zur Therapie: Gießener Schmerzpatienten und ihre Erfahrungen mit Cannabis
Seit März 2017 dürfen Ärzte Cannabis verschreiben. Für Gießener Schmerzpatienten kann die Droge eine große Linderung bedeuten. Eine Wundermittel ist Cannabis aber nicht.
Burkhard Klein lacht. Nein. High oder gar auf Wolke 7 fühlt er sich nicht, wenn er seine Dronabinol-Tropfen genommen hat. Aber es geht ihm deutlich besser als ohne. Der 73-jährige Braunfelser ist einer von etwa einem Dutzend Patienten der Schmerzambulanz des Universitätsklinikums, die von einer Gesetzesänderung profitieren, die im letzten März in Kraft trat. Sie schreibt die Kostenübernahme von Cannabis durch die Krankenkassen vor.
Es ist nun möglich, schwerkranken Patienten ein Betäubungsmittelrezept auszustellen. In der Apotheke bekommen sie dann ein Rezepturarzneimittel, das eine genau definierte Menge des Wirkstoffs mit der chemischen Bezeichnung Tetrahydrocannabinol in einer öligen Lösung enthält. In einem Joint geraucht oder als Keks gegessen werden die Blätter und Blüten der Hanfpflanze in der Schmerztherapie nicht: Die Dosierung ist nicht exakt zu berechnen und die Wirkung zudem nicht kalkulierbar.
Es gibt Patienten, die darauf ansprechen, und solche, die es nicht tun
Maxeiner sieht in der Verordnung von Cannabis eine Chance, für einen eingeschränkten Patientenkreis eine weitere Therapieoption zu haben, die auch finanziert wird.
Der Fachmann warnt jedoch vor zu viel Euphorie: Cannabis sei leider weder ein nebenwirkungsfreies Wunder- noch ein Allheilmittel. Maxeiner: »Natürlich heißt nicht immer unbedenklich, immerhin ist der Knollenblätterpilz auch natürlich«. Maxeiner geht davon aus, dass die Zahl der Patienten, die von Cannabis profitiert, in Zukunft steigen wird. Es gebe aber auch Patienten, bei denen das Präparat nichts nütze oder wegen Nebenwirkungen wieder abgesetzt werden müsse.
Nebenwirkungen möglich
Zu den Nebenwirkungen können Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, Herzrasen, Blutdruckabfall, Kopfschmerzen, Atemprobleme oder auch psychische Störungen gehören. Da langfristig Veränderungen der Hirnsubstanz nicht ausgeschlossen werden können, ist bei Jugendlichen besondere Vorsicht geboten.
Auch Burkhard Klein spürt Nebenwirkungen seiner Medikamente – die Cannabis-Tropfen sind nicht die einzigen Präparate, die er nehmen muss. Er ist oft müde und »wie in Watte gepackt«. Der 73-Jährige ist dennoch froh über seine »Drogen«. »Für mich sind sie auf jeden Fall ein Gewinn«, sagt er. Klein leidet seit vielen Jahren an ungeheuren Schmerzen, die ihn sehr einschränken. Sie wurden unter anderem ausgelöst durch eine Polyneuropathie, bei der das Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen wird.
In Kürze bekommt der Rentner erst einmal ein neues Kniegelenk. Wenn OP und Reha gut überstanden sind, geht es weiter aufwärts, hofft er.
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