Donnerstag, 2. November 2017

Die Rückkehr des Hanfs


Hanf als Grundnahrungsmittel – lange ist es her. Doch nun findet die Nutzpflanze ihren Weg zurück in die Küche. Aus gutem Grund: Samen und Öl der Pflanze gelten als sehr gesund.
 
Hanf kann Leben retten. Zumindest hat er das einmal. Laut des Deutschen Hanfverbands (DHV) haben die Australier im 19. Jahrhundert zwei Hungersnöte überlebt, weil sie sich von Hanfsamen und -blättern ernährten. Der DHV setzt sich für eine stärkere Kultivierung des Nutzhanfs und für die Legalisierung von Marihuana ein.
Zuletzt führte die Schweiz Hanfzigaretten ein und manche Staaten in den USA oder Uruguay entkriminalisierten den Konsum von Marihuana in den vergangenen Jahren. In der Medizin werden die berauschenden Blütenknospen der weiblichen Pflanze bei Multipler Sklerose eingesetzt, zur Linderung von Schmerzen. Doch die Legalisierung der weichen Droge bleibt nach wie vor umstritten.

Nutzhanf ist vielfältig nutzbar

Keine zwei Meinungen hingegen gibt es beim Nutzhanf. Die Pflanze gilt als vielfältig nutzbar: So wird Hanf in der Papierindustrie, der Automobilindustrie, der Bauwirtschaft, der Textilindustrie, der Landwirtschaft, der Kosmetik, der chemischen Industrie, als Ressource für Bioenergie und eben als Lebensmittel eingesetzt. Kein Wunder, dass Hanf eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt ist, wie Andrea Unterstaller, Ernährungsberaterin aus Mannheim sagt.
 
159 Hektar Nutzhanf im Ländle

Nachdem in Deutschland der Hanfanbau zwischen 1981 und 1996 gänzlich verboten gewesen sei, stiegen die Anbauflächen seit den Neunzigern zunächst an. Doch gesamtwirtschaftlich betrachtet fallen sie immer noch kaum ins Gewicht. Nach Angaben des statistischen Landesamt Baden-Württemberg bauten vergangenes Jahr 28 Betriebe auf 159 Hektar Fläche Nutzhanf an. Das entspricht 0,01 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen für Kulturpflanzen. Und im Jahr 2017 war ein Rückgang von 40 Prozent zu verzeichnen.

Samen und Öl sind wertvoll

Zur Herstellung von Lebensmitteln werden vor allem Hanföl und Hanfsamen verwendet. Letztere werden roh oder geröstet, geschält oder ungeschält verzehrt. Sie enthalten hochwertigen Fette, Eiweiße und Ballaststoffe und bestechen durch einen hohen Anteil an Vitamin E.

Das Öl wiederum ist besonders reich an den für den menschlichen Organismus lebenswichtigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren, sagt Ann-Kristin Baumann, Leiterin der Freiburger Gruppe des Berufsverband Ökotrophologie. "Insbesondere der Anteil an Alpha-Linolsäue im Hanföl ist sehr hoch", sagt sie, verweist aber auch darauf, dass Leinöl ähnlich hohe Werte aufweist.
Nussiger Geschmack

Weil es sich beim Hanf um eine Nuss handelt, besitzt er einen nussigen Geschmack und eignet sich beim Kochen als Geschmacksträger, sagt Hanfkoch Stefan Oberdorfer.

Wegen der ernährungsphysiologisch hochwertigen Fette und Öle eignen sich Hanfprodukte besonders für Vegetarier und Veganer. Aber auch Gluten- und Nussallergiker können problemlos auf Hanfprodukte zurückgreifen, so Untersteller.

Wo man sich auch umhört, niemand weiß etwas Negatives über Hanf als Lebensmittel zu berichten. Die Verbraucherzentrale warnt lediglich vor hanfhaltigen Lebensmitteln, die außerhalb Deutschlands gekauft wurden, da es keinen europaweit einheitlichen Grenzwert für Tetra-Hydrogen-Cannabinol gibt, dem rauschverursachendem Wirkstoff in der Pflanze. So enthielt beispielsweise ein Hanfpulver aus Rumänien die 36-fache Menge dessen, was in Deutschland erlaubt ist.
Mit der Droge hat Nutzhanf nichts zu tun

Die Frage, ob der Hype um Hanf als Lebensmittel die Droge Marihuana verharmlose, verneint Thomas Hodel von der Suchtberatung Freiburg. "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun." Und beim toxikologischen Institut der Uniklinik Freiburg verfügt man diesbezüglich über keinerlei Erfahrungswerte. "Wir beschäftigen uns mit der Droge Marihuana, nicht mit der harmlosen Nutzpflanze", sagt Sprecher Johannes Faber.
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen