Sonntag, 29. Oktober 2017

Die Notwendigkeit internationaler Qualitätstandards auf dem CBD-Markt



CBD – Nahrungsergänzung oder Heilmittel? Elke Moritz im Interview
Guter Wein und ein sonnig mildes Klima – das verbindet unsereins mit dem Burgenland. Doch hier lohnt es nicht nur Weinreben zu züchten. Die Geschäftsfrauen Andrea Bamacher und Elke Moritz nutzen die Sonne des Burgenlands seit 2010, um Hanf legal in großem Stil anzubauen.
Was mit einer kleinen Idee für einen Stecklingsshop begann, ist heute eine Erfolgsgeschichte, die noch lange nicht ihr Ende gefunden hat. Durch anfängliche Schwierigkeiten mit den Behörden sahen sich die beiden Geschäftsfrauen 2014 gezwungen, ihr „Deep Nature Project“ mit der Marke Medihemp in die heutige Praxis auszurichten.
„Man kann sagen, das gab uns den nötigen Ansporn, um unser Geschäft damals voll und ganz auf die CBD-Produktion auszurichten“, erzählt Elke Moritz.

Seit dieser Zeit erobern die Hanfextrakte des burgenländischen Jungunternehmens den europäischen Markt. Heute zählt das Unternehmen 20 Mitarbeiter und plant im Sommer die Ausweitung der Geschäftsräume auf eine Fläche von über 1.000m2. Mit einer erhöhten Frauenquote und einem offenen, flexiblen Arbeitsklima versucht Moritz „ein Beispiel für eine moderne und mitarbeiterorientierte Unternehmensführung“ zu sein. Nicht nur in der nachhaltigen Verarbeitung der gesamten Hanfpflanze sieht sie daher den Anspruch an sich und ihr Unternehmen. Die Anpassung an die weiterhin wachsende Nachfrage erfordert neben einem funktionierenden Team ebenso ökonomische Ausrichtungen und Investitionen. Die Einrichtung eines hauseigenen Labors für rund 250.000 € zu Analysezwecken zeigt die Bestrebungen des Unternehmens möglichst in jedem Produktionsschritt die Qualität durch regelmäßige Analysen zu gewährleisten. Mithilfe eines HPLC (High Pressure Liquid Chromatography) analysieren zwei wissenschaftliche Mitarbeiter jeden Tag die Extrakte und deren komplexe Inhaltsstoffe, mit dem Fokus auf CBD und weitere Cannabinoide. Komplexe Inhaltsstoffe, mit dem Fokus auf CBD und weitere Cannabinoide. Durch umfangreiche, externe Analysen der Inhaltsstoffe sichert sich das Unternehmen zudem gegen Verunreinigung und Schwankungen des Rohmaterials vor der Weiterverarbeitung ab. Einen einheitlichen Standard für die Bewertung von Hanfextrakten und Cannabinoiden gibt es aber bis dato nicht.

„Manchmal senden wir einen Extrakt zu 3 Laboren und bekommen unterschiedliche Ergebnisse zurück.“, sagt Moritz.
Ein Punkt, der unter anderem auch im April auf der International Cannabis Business Conference in Berlin vom CEO des International Cannabis and Cannabinoids Institute (ICCI) Pavel Kubů angeführt wurde. Gemeinsam mit dem Institut möchte Kubů den in den USA für Patienten ausgerichteten PFC (Patient Focused Certification) Prüfsiegel ebenfalls in der EU einführen. Das Interesse der Branche in Richtung international einheitlicher Standards ist deutlich. Nur ein wissenschaftliches Labor und entsprechende Fachkräfte können dies angemessen umsetzen. Aus diesem Grund wollen die beiden Unternehmerinnen in Kooperation mit dem ICCI in Prag EU-weite Branchenstandards setzen. Das Institut möchte das in den USA für Patienten ausgerichteten PFC (Patient Focused Certification) Prüfsiegel ebenfalls in der EU einführen. Dieses Prüfsiegel bietet verschiedene Lizenzierungsverfahren für den Anbau, die Produktion, den Vertrieb und die Vermarktung sowie die dementsprechenden Laboratorien mit eben diesen einheitlichen Standards. Somit sollen hohe internationale Qualitätsstandards für Cannabisunternehmen geschaffen werden, um kundenorientierte Qualitätssicherung zu gewährleisten. Zur internen Selbstkontrolle des Marktes und der Qualitätsgewährleistung nach außen ist eine solche Vereinheitlichung von Mess- und Analysestandards unabdingbar und im Interesse des Gesamtmarktes. Somit kommt hoffentlich das Engagement des ICCI und Deep Nature Project / Medihemp auch anderen Produzenten und allen Kunden zugute. Zudem soll die Reglementierung von CBD die Dosierung in unangemessenem Ausmaß verhindern und dabei eine klare Trennlinie zwischen einem ärztlich verordneten Arzneimittel und einem Nahrungsergänzungsmittel schaffen. Die unterschiedlichen Rechtslagen innerhalb der EU verunsichern viele Produzenten. Sie ziehen teilweise ihre Produkte zurück oder wickeln den Verkauf über das Ausland wie Österreich ab. Seit Inkrafttreten der fünfzehnten Verordnung zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung am 01.10.2016 im Deutschen Bundesrat, unterliegt Cannabidiol in Deutschland, das in nicht zulassungspflichtigen Rezeptur- und Defekturarzneimitteln eingesetzt wird, der Verschreibungspflicht. Weitere Reglementierungen für CBD-haltige Produkte außerhalb der rein medizinischen Verwendung bleiben bis dato jedoch weiter aus.

Das Interview

Einige europäische und deutsche Hersteller von CBD-Ölen bieten ihre Produkte nicht als Nahrungsergänzung an. Sie nutzen bewusst eine Grauzone, um sich der unklaren Rechtslage von CBD zu entziehen. Wie geht ihr mit dieser Problematik um und wie deklariert ihr eure Produkte?
Elke Moritz: Die Behörden müssen verstehen, dass CBD oder auch Cannabis im Allgemeinen hoch dosiert sehr wohl medizinisch genutzt werden sollte. Es sollten offiziell Ärzte geschult werden, die es dann hoch dosiert an Patienten weitergeben können. Das betrifft uns aber nicht. Wir verkaufen Nahrungsergänzungsmittel. Das große Problem aktuell ist, dass die Rechtslage verschieden interpretiert werden kann und leider auch wird. Wir haben auf Anfrage ein Schreiben des deutschen Ministeriums erhalten, in dem es heißt, dass reines, medizinisch angewendetes CBD, das von einem Arzt verordnet und in der Apotheke gekauft werden kann, verschreibungspflichtig sei. Das hat aber nichts mit einem Nahrungsergänzungsmittel zu tun, das für einen gesunden Lebensstil als Nahrungsergänzung gedacht ist, und nicht mehr. Die Dosierung ist sehr niedrig. Trotzdem profitiert das menschliche Cannabinoidsystem unheimlich davon. Der innere Stresspegel sinkt und man ist weniger anfällig für Krankheiten. Dafür verantwortlich ist nicht das CBD alleine, sondern die Gesamtheit dieser grenzgenialen Pflanze.
Ein einheitliches Prüfsiegel wie PFC und damit einhergehende Analysestandards sind Ziele, an denen ihr arbeitet. Wie sichert ihr aktuell eure Qualitätsstandards gegenüber Dritten? Was tut ihr, um den hohen Ansprüchen der Konsumenten gerecht zu werden?
Elke Moritz: Vorerst beginnen wir damit, dass wir nur bio-zertifizierte Hanfbauern unter Vertrag nehmen, deren Felder wir im Vorhinein auf Schwermetalle und Pestizide getestet haben. Der Großteil unserer Produkte sind dementsprechend AT-BIO-301 zertifiziert. Die hohe Qualität unserer Produkte gewährleisten wir durch interne und externe Analysen nach jedem Verarbeitungsschritt. Jedes verkaufte Fläschchen ist dabei zurück verfolgbar bis zu seinem ursprünglichen Feld. Unsere Produktion unterliegt den hohen HACCP Lebensmittelhygiene Standards und aktuell arbeiten wir an einer IFS (International Food Standard) Zertifizierung, sowie an der PFC Zertifizierung in Kooperation mit dem ICCI.
Ihr bietet seit Neuestem auch eine eigene Produktlinie für Apotheken an. Inwieweit unterscheiden sich diese, von den im Onlineshop erhältlichen Produkten?
Elke Moritz: Unsere Medihemp-Apothekenprodukte werden unter Berücksichtigung arzneimittelrechtlicher Vorschriften (GMP) weiterverarbeitet und abgepackt. An sich ein nicht nötiger Standard für Nahrungsergänzungsmittel, aber wir wollen damit die hohe Qualität unserer Produkte unterstreichen. Die Rezepturen beider Linien sind ähnlich. Beim Produkt PLUS ist der Hanfextrakt um Vitamin E ergänzt, um den Schutz der Zellen vor oxidativem Stress zu verbessern. Wir haben die verschiedenen Produktionsprozesse angepasst, um einem breiteren Personenkreis Zugang zu diesen wertvollen Produkten zu ermöglichen.

http://www.hanf-magazin.com/kolumnen/interviews/die-notwendigkeit-internationaler-qualitaetstandards-auf-dem-cbd-markt/

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen