Freitag, 27. Oktober 2017

Konsumverlagerung - wir konsumieren nicht weniger


Verbotspolitik ist Machtanmaßung und gefährlich

Harry J. Anslinger als derjenige, wegen dem selbst die UN mit der Single Convention on Narcotic Drugs die Welt dazu nötigte, den Hanf zu verbieten, sprach von 100.000 Marijuanagebrauchern in den USA, meist Farbige, Latinos oder sonstige Kreise, die man als weißer Amerikaner also nicht mögen soll. So zumindest die Aussage von demjenigen, wegen dem das Hanfverbot die Welt über Jahrzehnte umspannt hat. Es waren die Jahre direkt nach der gescheiterten Alkoholprohibition, als es für den Leiter der Verfolgerbehörde um den Erhalt von Job und Macht ging. Wie gut hat denn diese Verbotspolitik funktioniert? Wenn es einst 100.000 waren und heute die Schwelle von 10 Millionen gewiss locker überschreitet, dann war dieses Cannabisverbot die beste Werbemaßnahme überhaupt.
Dabei sollte man sich doch einfach mal die Natur des Menschen vor Augen halten: Man kann ihn mit dem Tod bedrohen, um z.B. homosexuellen Sex, Drogenkonsum oder die andere politische Ansicht zu verbieten. Dennoch wird es Menschen geben, die sich nicht daran halten, selbst wenn sie wissen, dass diese angedrohte Todesstrafe im Ernstfall umgesetzt wird.
Es gibt also Dinge im Leben, die sich nicht verbieten lassen und wer es ernsthaft versucht, bekundet damit gewiss nicht seine Intelligenz. Es ist auch nicht so, dass die Gesellschaft profitiert, wenn den einzelnen Bürgern ihre persönliche Freiheit genommen wird. Sex oder Drogenkonsum in der Öffentlichkeit zu verbieten ist immerhin was ganz anderes, als es den Privatbürgern in ihren Wohnzimmern zu verbieten. Der Versuch von Dingen, die einfach nicht möglich sind, ist und bleibt dumm. Dumme Leute haben sich in unseren Gesellschaften durch gesetzt und wir sind damit die Doofen.

Was sich nicht verbieten lässt, das kann man noch lenken

Substanzkonsum als gesamtes lässt sich also nicht verbieten und durch ein Verbot würde es nicht besser werden. Die Leute konsumieren einfach weiter, sie konsumieren wegen dem Verbot jedoch bedenklicher. Wenn es sich nicht verbieten lässt, dann lässt sich das Phänomen vom Substanzkonsum immer noch lenken. Es gibt ohnehin eine Konsumverlagerung, wie man es z.B. in dem Drogen und Suchtbericht ablesen kann, zu dem Frau Mortler hier einige Zeilen findet. Der Erfolg ist groß bei Tabak und Alkohol, da hier der Konsum unter Jugendlichen rückläufig ist. Beim Cannabis ist es jedoch ganz schrecklich schlimm, da die jungen Leute immer häufiger zum Joint greifen. Dass sich in Beratungsgesprächen aufgrund illegaler Drogen ein Großteil der Menschen wegen Cannabis einfindet spricht doch auch für sich? Was will man denn erwarten, wenn es die mit Abstand am meisten verwendete illegale Droge ist? Natürlich gibt es Menschen, die Probleme haben, die durch Cannabiskonsum nicht bei jedem besser werden.
An diesen Zahlen zeichnet sich doch ganz deutlich das Wort „Konsumverlagerung" ab. Die Menschen hören eben nicht auf, zu konsumieren. Sie konsumieren nur andere Substanzen oder anders. Anstelle von Substanzkonsum gibt es auch die nicht substanzgebundene Sucht wie Spielsucht, Internetsucht, Sexsucht oder sonstiges. Wer den ganzen Tag vor dem PC sitzt, wird immerhin nicht mehr ne Kiste Bier durch kriegen. Das Wort „Konsumverlagerung" birgt auch den Inhalt, dass man eben ab einem gewissen Punkt nicht noch mehr, sondern nur anders konsumieren kann. Wenn man also etwas anderes in den Fokus rückt, muss etwas vom altbekannten weg bleiben.
Dieses Wort „Konsumverlagerung" hat noch nicht die Aussage, dass jemand ein Suchtproblem hat. Man kann auch in jungen Jahren zum Wochenende Bier und im Alter Wein trinken. Auch das ist Konsumverlagerung, aber noch kein Suchtproblem. An diesem Wort lässt sich also nicht ableiten, ob jemand wenig, viel oder bereits sehr bedenklich konsumiert. Es geht nur um Konsum, der im laufe der Zeit anders ausgelebt wird.

Weniger schädlich konsumieren
Das Ziel der Drogen- oder eher Gesundheitspolitik sollte also nicht lauten, dass man gewisse Substanzen durch Totalverbote aus der Gesellschaft verbannt. Das Ziel soll lauten, dass weniger bedenkliche Substanzen wie Cannabis leichter verfügbar als Heroin oder Crystal Meth sind und durch Aufklärung sollte man auf diese Unterschiede zwischen den Substanzen hinweisen. Wenn Menschen sich mal berauschen wollen, aber noch bei Verstand sind, werden sie den leichteren Weg in den Coffee Shop, die Dispensary oder Kneipe nehmen, um hier Cannabis oder Bier zu beziehen. Sie werden jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit nicht Heroin oder Crystal Meth nehmen. Auch hier könnte ein legaler Zugang für Konsumenten ermöglicht werden, um damit zugleich die Wirkstoffqualität gewährleisten zu können, womit den wenigen, die es nehmen, bereits sehr geholfen wäre. Aber hier können ein paar Hürden und andere Maßnahmen diesen Zugang für Neueinsteiger erschweren, wobei es für die Konsumenten noch attraktiver als der Schwarzmarkt sein müsste.
Es müsste also keine einzige Droge verboten werden, wenn man einfach alle Drogen managen würde. Weniger bedenkliche Drogen sollen leicht verfügbar sein, womit man aber dennoch ein generelles Werbeverbot im öffentlichen Raum oder den Medien ohne Altersbeschränkung aussprechen kann. Und die wirklich bedenklichen Substanzen kann man weniger leicht verfügbar machen und die Abgabe z.B. an regelmäßige ärztliche Untersuchungen oder Beratungsgespräche verknüpfen. Auch das muss im zumutbaren Rahmen bleiben. Wer jedoch einen schönen Abend haben möchte, der geht nicht zur Erstberatung und Erstuntersuchung, sondern kauft sich Bier oder Marihuana.
Es geht bei allen Regularien immer darum, einen Mittelweg zu finden, der nicht zu viel Aufwand bedeutet und für die Betroffenen zumutbar ist, um diese wirklich vom unkontrollierten Schwarzmarkt weg zu kriegen, der gefährlicher als die eigentlichen Drogen ist. Man kann also diesen Schwarzmarkt, nicht aber die Drogen los werden. Wenn dieser Schwarzmarkt ein sehr großes Problem ist, dann sollte man wenigstens diesen durch eine intelligente Drogenregulierung los werden. Aber der wichtigste Punkt bei allem lautet doch, den freien Willen der Bürger zu respektieren. Wenn diese Drogen nehmen wollen, ist das immerhin deren Sache. Wenn sie irgendwann genug davon haben, können sie gerne über einen Entzug in Therapie gehen, wenn es wirklich so schlimm ist, dass sie sonst nicht mehr ihren Konsum durchbrechen können. Aber auch das sind Dinge, die zur Freiheit der Bürger dazu gehören, um von freien Bürgern zu sprechen.
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen