Freitag, 6. Oktober 2017

Hanf Legalisierung
 
 
Was für eine feine Ironie wäre es, wenn ausgerechnet eine Jamaika-Koalition endlich Cannabis in Deutschland legalisieren würde. In der Tat stehen die Chancen dafür gar nicht so schlecht. Die Grünen und die FDP haben sich klar für eine Cannabis-Freigabe ausgesprochen. Und selbst Teile der CDU, wie etwa der bisherige wirtschaftspolitische Sprecher Joachim Pfeiffer, haben in der Vergangenheit eine kontrollierte Freigabe befürwortet. Bei Grünen und FDP fand sich die Forderung nach einer kontrollierten Cannabis-Freigabe sogar im diesjährigen Wahlprogramm, in dem der CDU wird das Thema nicht erwähnt.
Dass in der CDU gerade der bisherige wirtschaftspolitische Sprecher und promovierte Ökonom Joachim Pfeiffer für die Cannabis-Legalisierung eintritt, ist kein Zufall, denn unter Ökonomen herrscht schon lange und ziemlich einmütig die Auffassung vor, dass eine kontrollierte Freigabe besser ist als die bisherige Prohibitionspolitik. Anders als oft vermutet wird, treten Ökonomen nicht primär deswegen für die Cannabis-Freigabe ein, weil sie die gesundheitlichen Risiken ignorieren und kaltblütig nur an mögliche Steuereinnahmen und (legale) Arbeitsplätze denken, wenngleich beides positive Nebeneffekte einer Legalisierung wären. Ganz im Gegenteil: Gerade weil Cannabis gesundheitsschädlich ist, treten viele Ökonomen dafür ein, dem organisierten Verbrechen die Kontrolle über den Markt wirksam zu entziehen und stattdessen eine behördliche Kontrolle des Marktes mit strengen Regeln einzuführen. Das Hauptargument für die Freigabe liegt – und hier sind sich Ökonomen mit vielen Strafrechtlern und Suchtforschern einig – darin, dass eine kontrollierte Freigabe die Nutzer besser schützt als ein Verbot, so paradox es sich anhören mag.
Faktisch ist Cannabis heute völlig problemlos vielerorts zu bekommen, auch und gerade für Jugendliche. Illegale Dealer haben jedoch weder ein besonders ausgeprägtes Interesse am Jugendschutz noch an einer Qualitätssicherung. Vielmehr werden immer wieder extrem gesundheitsschädliche Substanzen beigemischt. Eine staatliche Aufsicht findet naturgemäß nicht statt. Zugleich haben Dealer tendenziell ein Interesse, ihren Kunden auch härtere Drogen zu verkaufen, da diese meist eine höhere Gewinnmarge aufweisen als Cannabis, das man ja auch leicht selbst anbauen kann. Die Profite aus dem Drogengeschäft finanzieren wiederum die Tätigkeiten von Rockerbanden, Mafia und Terrororganisationen. Nur eine Legalisierung und kontrollierte Freigabe kann diesen Sumpf trockenlegen. Wird Cannabis legalisiert, werden Nutzer ihre Nachfrage lieber bei legalen Händlern befriedigen als auf dem Schwarzmarkt, solange das legale Cannabis nicht zu teuer ist, denn bei legalen Händlern kann der Kunde von einer gesicherten Qualität ausgehen. Hier verhält es sich genau wie beim Alkohol. Trotz Alkoholsteuer kauft der ganz große Teil der Bevölkerung den Alkohol aus legalen Quellen und nicht aus Schwarzbrennereien.
 
http://www.zeit.de/2017/41/cannabis-handel-konsum-legalisierung-jamaika-koalition

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