Sonntag, 7. Januar 2018

Cannabis-Hotspot Graz: Antworten auf fünf brennende Fragen


Ist Cannabis tatsächlich ein derart großes Problem?

„Ja!“, erklärte Gefängnisarzt Klaus Gstirner schon vor Monaten gegenüber der Kleinen Zeitung. Er arbeitet seit Jahren mit Süchtigen und ist sich sicher: „Die Verkehrstauglichkeit wird eingeschränkt, die Zeitwahrnehmung verzögert sich.“ Er wundert sich, dass es „Anti-Rauch-Kampagnen gibt, „aber eine Verharmlosung von Cannabis“. Und was die wenigsten wissen: „Cannabis kann die Spermienanzahl bei Männern reduzieren, bei Frauen sind Fehlgeburten möglich“, so Gstirner.

Wie groß ist die Menge an Cannabis, die aufgegriffen wird?

Für die Polizei ist Cannabis ein ernstes Problem: 80 Kilogramm wurden allein 2014 von kleinen Dealern und Kleinstkonsumenten in Graz sichergestellt. Die Tendenz ist steigend. Jedes Gramm Cannabis hat einen Wert von etwa zehn Euro. Laut Drogentherapiestation „Walkabout“ haben 72 Prozent der Steirer zumindest einmal einen Joint geraucht.

Was ist neben Cannabis noch im Umlauf?

Ecstasy, Heroin und Co. – die klassischen Drogen sind nach wie vor erhältlich. Schlimmer sind aber synthetische Drogen aus dem Chemielabor: „Das stellt uns vor enorme Herausforderungen, weil viele Inhaltsstoffe aus dem Ausland stammen und wir deren Wirkung nicht kennen“, betonen die Sicherheitskräfte immer wieder. Beispiel gefällig? Allein 2013 kamen laut dem steirischen Suchtkoordinator Klaus Peter Ederer 85 neue Substanzen auf den Markt. Auch hier ist die Tendenz steigend.

Wer konsumiert Cannabis?

Fakt ist: Die Zahl der Anzeigen stieg zwischen 2009 und 2015 um fast 80 Prozent. Über 85 Prozent der in Österreich angezeigten Personen sind Männer. Und: Die Konsumenten werden Drogenstation „Walkabout“ langsam, aber stetig jünger. Demnach seien Fälle bekannt, bei denen die Konsumenten erst 12 Jahre alt sind.

Welche Kontrollmaßnahmen trifft die Polizei, wie helfen Streetworker?

Von Streifen bis zum verdeckten Ermittler ist bei den Behörden alles dabei. Auch die Drogenspürhunde sind im Einsatz. Das Problem für die Behörden: Dealer verstecken Cannabis oft unter Büschen oder führen nur kleine Mengen mit – das bleibt meist ohne Konsequenzen. Die Betroffenen brauchen oft dennoch Hilfe: Deshalb sind im Grazer Stadtgebiet Streetworker unterwegs. Deren Zielgruppe sind in der Regel opiatabhängige und substituierte Personen, die das Angebot freiwillig und anonym in Anspruch nehmen. Betreut werden Menschen zwischen 20 und 50 Jahren – etwa in der Beziehungsarbeit und bei der Existenzsicherung.

http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5348927/Drogenkonsum_CannabisHotspot-Graz_Antworten-auf-fuenf-brennende

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