Freitag, 5. Januar 2018

Drogen: Kriminalbeamter fordert: Auch wir sollten Cannabis reguliert legalisieren!

 

Kalifornien hat den Verkauf von Marihuana legalisiert – ein US-Bundesstaat mit fast 40 Millionen Einwohnern.

Es ist damit weltweit der größte Markt für legalen Cannabishandel. Und Deutschland? Es ist Zeit, auch hier das Kiffen für Konsumenten vollständig zu entkriminalisieren und einen regulierten Markt für Marihuana zu schaffen – mit wirksamem Jugend- und Verbraucherschutz.
Aus polizeilicher Sicht stellt sich die Drogenbekämpfung als extrem personalaufwendig dar – und leider als wenig zielführend. Wenn Kripobeamte über die Organisierte Kriminalität („OK“) sprechen, handelt es sich meistens um den Kampf gegen Drogen. Dabei gibt es zahlreiche weitere OK-Phänomene, etwa organisierte Einbruchsbanden, Schmuggler oder Schleuser, für deren Bekämpfung dann die Ressourcen fehlen.
Dabei sind wir als Kripo in mehr als 70 Prozent der Drogen-Fälle mit den Konsumenten befasst. Die Frage ist: Sind Drogenkonsumenten wirklich Kriminelle? Muss man sie mit dem Strafrecht verfolgen? Oder kommen wir tatsächlich nur über die Konsumenten an die Schmuggler und Hersteller?

70 % der Drogenfälle der Kripo befassen sich mit den Konsumenten, nicht mit Dealern.

Während wir mit viel Aufwand die Konsumenten verfolgen, machen die Hintermänner weitgehend unbehelligt weiter, was man daran erkennt, dass wir zwar immer mehr Drogen sicherstellen, die Preise auf dem Markt aber stabil bleiben oder sogar sinken. Alles Anzeichen für eine große Drogenverfügbarkeit auf dem Markt – und das trotz des immensen Personalaufwandes der Polizei.
Dazu passt, dass die US-amerikanische Regierung jüngst den „War on Drugs“ als verloren bezeichnet hat. Den amerikanischen Sicherheitsbehörden gelingen zwar immer wieder spektakuläre Festnahmen von Drogenbossen, doch die entstandenen Hierarchie-Löcher schließen sich sehr schnell. Allein in Mexiko sind in den letzten zehn Jahren mehr als 180000 Menschen im Drogenkrieg gestorben.
Kalifornien geht den Weg der Legalisierung von Cannabis nicht allein: Schon 2014 haben rund 120 deutsche Strafrechtsprofessoren eine Petition unterzeichnet, in der sie ein Ende der repressiven Cannabis-Politik in Deutschland fordern. Im selben Jahr verfasste Kofi Annan, der frühere UN-Generalsekretär, einen bemerkenswerten Appell an die Vereinten Nationen, in dem er eine liberalere Drogenpolitik einfordert: Im Sinne der Menschlichkeit müsse die Gesundheit und nicht die Strafverfolgung im Vordergrund stehen.
Oder nehmen Sie Portugal: Dort hat man den Konsum entkriminalisiert. Die Polizei schreibt einen Bericht an eine Kommission, die den Betreffenden vorlädt und ihm Hilfe anbietet. Der Staat nimmt so seine Fürsorgepflicht wahr, ohne dass die Konsumenten durch eine Ermittlung stigmatisiert werden.
Unsere Verbote wirken nachweislich nur zu einem sehr geringen Teil abschreckend auf potenzielle Konsumenten. Aus verschiedenen internationalen Studien wissen wir, dass weltweit noch nie so viele Menschen Drogen konsumiert haben wie heute. Das Bundesverfassungsgericht hat 1994 in seinem sogenannten „Cannabis-Beschluss“ zwar das „Recht auf Rausch“ verneint, aber diese Entscheidung hilft im Kampf gegen den Drogenmissbrauch nicht wirklich weiter.
In Artikel 2 garantiert unser Grundgesetz jedem Menschen die freie Entfaltung der Persönlichkeit. Zu einem selbstbestimmten Leben gehört aber auch die Freiheit jedes mündigen Bürgers, selbst darüber zu entscheiden, ob er berauschende Mittel nimmt oder nicht.
Das beliebteste Rauschmittel der Deutschen ist der Alkohol, dessen Missbrauch jährlich laut offiziellen Zahlen der Bundesregierung 74000 Menschen das Leben kostet. Durch die Folgen des Tabakrauchens sterben gar 140000 Menschen. Dem stehen 1333 Drogentote (2016) gegenüber. Die mit Abstand meisten Drogentoten hat übrigens Bayern zu verzeichnen, also das Bundesland mit der schärfsten Drogenpolitik in Deutschland.
Die eingeschlagenen Wege in Kalifornien und sieben weiteren US-Bundesstaaten, aber auch in Uruguay und Portugal sind mutige Feldversuche, auch wenn es noch zu früh für belastbare Erkenntnisse ist. Die bisherigen Erfahrungen sind aber durchaus als positiv zu bewerten. Deutschland sollte den Mut haben und Cannabis ebenfalls – reguliert – legalisieren.

https://www.focus.de/regional/hamburg/hamburg-drogen-kriminalbeamter-fordert-auch-wir-sollten-cannabis-reguliert-legalisieren_id_8207811.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen